15 Grönland Terraforming für Bitcoinmining?

14.12.2025

Grönland soll zum libertären Krypto-Staat werden: Gründer des "Praxis" Netzwerks Dryden Brown konnte Peter Thiel und andere Tech-Milliardäre dafür begeistern dort eine Bitcoin-inspirierte Stadt gründen – dezentral, dereguliert, als Sprungbrett für ein "Netzwerk-Imperium", das sich von Umweltauflagen und Demokratie verabschiedet.

Grönlands Politik und Bevölkerung lehnt die Investoren-Dystopie von "Terraforming" und "Network States" ab.  Sie warnen vor der Zerstörung der letzten grossen unberührten Wildnis.

Details für Nerds:

Grönland, das letzte grosse Wildnisgebiet der Erde, ist zum Ziel libertärer Träume geworden. Hinter dem Projekt "Praxis" steht eine Gruppe von Tech-Milliardären, Krypto-Enthusiasten und libertären Ideologen, die hier eine Stadt nach den Prinzipien von Bitcoin gründen wollen: dezentral, souverän, frei von staatlicher Kontrolle. Ihr Anführer, Dryden Brown, sieht in der Blockchain-Technologie nicht nur ein Finanzsystem, sondern das Fundament für eine neue Gesellschaftsordnung. "Bitcoin ist der Beweis, dass Netzwerke Staaten ersetzen können", sagt er – und meint damit auch: "Bitcoin liefert den Beweis dafür, dass sich Umweltschutz durch Krypto-Allchemie wegzaubern lässt."

Jetzt will er diesen Gedanken in die Realität übertragen – mit einer Stadt, die sich per Crowdfunding finanziert, eigene Gesetze hat und langfristig sogar den Mars kolonisieren soll. Für Brown und seine Investoren ist Grönland ein leeres Land, das nur darauf wartet, genutzt zu werden. Der Klimawandel macht es möglich: Schmelzende Gletscher geben neues Terrain frei, Geothermie und Wasserkraft versprechen Energie im Überfluss. "Terraforming" nennt Brown seine Vision einer grossflächigen Umgestaltung der Landschaft für Besiedlung, Infrastruktur und Energiegewinnung. Was für die Krypto-Elite wie überzeugende Pionierarbeit klingt, wäre für Grönlands empfindliches Ökosystem eine Katastrophe. Die Folgen solcher Eingriffe wären unabsehbar – und die indigene Bevölkerung? Ist den Investoren egal, hat in den USA ja auch nichts zu melden .

Hinter Praxis stehen mächtige Namen der Tech-Szene: Peter Thiel, der PayPal-Mitgründer und erklärte Demokratie-Gegner, der lieber in schwimmenden Städten leben würde als mit dem "Pöbel" der Strassen. Balaji Srinivasan, Ex-CTO von Coinbase, der in seinem Buch "The Network State" die Vision einer digitalen Elite entwirft, die sich einfach neue Territorien kauft. Und nicht zuletzt Krypto-Fonds, die sich von dem Projekt Profit und Privilegien versprechen. Über eine halbe Milliarde Dollar hat Brown für Praxis eingesammelt – genug, um sich ein gutes Stück Grönland zu kaufen.

Doch als er und sein Mitgründer Charlie Callinan im Sommer 2024 nach Nuuk reisten, um das Vorhaben vorzustellen, ernteten sie nur Kopfschütteln. "Grönland ist nicht zu kaufen", sagte der dänische Politiker Rasmus Jarlov unmissverständlich. Die lokale Regierung zeigt kein Interesse, die Bevölkerung noch weniger. Die Investoren bleiben hartnäckig und setzen auf ihre Beziehungen: Der neue US-Botschafter in Dänemark, Ken Howery, ist wie Thiel ein PayPal-Mitbegründer und Vertrauter von Donald Trump.

Für Praxis ist Grönland ein Sprungbrett für ein "Netzwerk-Imperium", das sich irgendwann von der Erde lösen will. Das klingt kühn und visionär – doch im Kern geht es um ein paar Superreiche, die sich von Demokratie, Steuern und Umweltauflagen befreien wollen. Auf Kosten der letzten unberührten Natur der Erde.